Mutige Frauen braucht das Land!

Über das Gehen und bleiben am Land 

Isabel Stumfol unterscheidet nicht zwischen Beruf und Privatleben. Sie ist mit Leib und Seele Raumplanerin. Ein Beruf der nichts mit dem Einrichten von Räumen sondern mit der Gestaltung unserer Lebensumwelt zu tun hat. In einem ersten Schritt verglich sie alle Curricula von möglichen Studienrichtungen in Wien. Dabei wurde ihr schnell klar, dass sie einerseits das Stadtleben als auch das Landleben vereinen möchte. Heute pendelt sie zwischen den Welten und genießt die Vor- und Nachteile beider Seiten und denen dazwischen.

Ihren Heimatort Liezen benennt Tarek Leitner in seinem Buch, als den hässlichsten Ort Österreichs, da er durch Fachmarktzentren entlang der Bundesstraße verunstaltet ist. Dem pflichtet Isabel bei und ergänzt auch, dass sie mit den aktuellen Entwicklungen keineswegs zufrieden ist. Trotzdem ist Liezen – neben Bad Mitterndorf – ihre Heimat und sie befasst sich immer wieder damit. So auch in ihrer Diplomarbeit „Land ohne Töchter“, die sich mit weiblicher Landflucht befasst. Im Gespräch darüber erfahren wir was Ruhestandmigration ist und was sie unter dem Außenbeziehungsmanagement von Gemeinden versteht. Mit kleinen Gesten oder Netzwerken könnten Gemeinden den Kontakt zu ihren jungen Mitbürger*innen halten. Eine Rückkehr nach dem Studium in die alte Heimat könnte erleichtert werden. Isabel vertritt die These, dass junge Menschen nur durch persönliche Beziehungen am Land bleiben. Das Fortgehen erweitert den Horizont und diese Erfahrungen würden vielen Gemeinden helfen neue Ideen und positive Entwicklungen voranzutreiben.

Einer der Hauptaspekte unseres Gesprächs war das Interesse am neu gegründeten Center Ländlicher Raum der Technischen Universität Wien. Isabel leitet dieses Center und will neben der Vernetzung bestehender Aktivitäten an der Fakultät für Architektur und Raumplanung du TU Wien, dass die Universität auch im ländlichen Raum präsenter und aktiver wird. Noch besser wäre die Vernetzung über den deutschsprachigen Raum hinaus!

„Es hat noch nicht gefunkt“, antwortet Isabel auf die Frage an welchem Ort sie ihre Zelte aufschlagen würde. Sie ist noch auf der Suche und beschreibt ihren Wunschort als offenen Raum für Neues, er/sie muss nicht herausgeputzt sein, sondern authentisch sein. Wenn dann noch die Lebensqualität stimmt, dann würden auch sicher mehr Frauen am Land bleiben. Isabel arbeitet in vielen unterschiedlichen Projekten im ländlichen Raum und dieser ist nirgends gleich. Die Themen im Süden Münchens sind mit dem Lesachtal nicht vergleichbar, aber sie ist der Meinung, dass Mobilität überall eine Herausforderung ist.

Bei der Arbeit mit Studierenden wendet sie gerne die Methode des Geschichten Erzählens an. Denn damit werden Problemfelder oder auch Chancen um den ländlichen Raum besser verstanden und erfasst. Die Uni selbst hat sie nie ganz losgelassen und so arbeitet sie gerade mit anderen Universitäten an einer Summerschool für den Lungau, hat sich mit den räumlichen Herausforderungen der Digitalisierung beschäftigt und erforscht wie man mit Leerstand umgehen kann. Sie ist eine Tausendsasserin und hat ein Jahr vor Corona dem Verein „Korona Mai“ gegründet um sich interdisziplinär mit der gebauten Umwelt zu befassen.

Ihr Lachen ist ansteckend und sie geht gerne auf Menschen zu – deshalb ist sie sich noch nicht sicher ob ein Klappelektrorad das richtige für sie wäre. Sie ist sich aber sicher, dass Freundlichkeit der Schlüssel zum Erfolg ist, und den wünschen wir dir mit deinem neuen Center Ländlicher Raum!