Kommunikation und Partizipation: SOFT – Sanfte Stadterneuerung revisited

SOFT – Sanfte Stadterneuerung revisited

VU Kommunikation und Partizipation: SOFT-Sanfte Stadterneuerung revisited
Bachelor Lehrveranstaltung Raumplanung und Raumordnung 
Sommersemester 2023| 280.972 | 6 ECTS
Judith Lehner, Katharina Kirsch-Soriano da Silva 
in Kooperation mit FOB Wohnbau und Entwerfen (Bernadette Krejs) und Studierenden der Architektur

Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich mit der Analyse von Formen der Beteiligung und Involvierung im Rahmen städtischer Entwicklungs- und Transformationsprozesse. Dabei wird auf räumliche Konfigurationen und ihre Veränderungen, sowie konkrete Methoden der Partizipation geschaut, aber auch auf Konzepte, die zivilgesellschaftliches Engagement, soziale Teilhabe und Recht auf Stadt in den Vordergrund rücken. Welche Akteur:innen gestalten Stadt, wie können Prozesse im Kontext von räumlichen Veränderungen begleitet werden und Menschen in die Lage versetzt werden, sich in diese einzubringen? Wie sind diese räumlichen Veränderungen und sozialen Prozesse anhand von Haus- und Grätzelbiographien ablesbar?

Im Sommersemester 2023 steht die Lehrveranstaltung unter dem Fokus „SOFT – Sanfte Stadterneuerung revisited“.  Die „Sanfte Stadterneuerung“ ist in Wien in den 1970er Jahren entstanden und hat einen Paradigmenwechsel eingeleitet: statt Abriss und Neubau, welche auch auf zivilgesellschaftlichen Protest gestoßen waren, wurde ein „behutsamer“ Umgang mit den historischen Vierteln der Stadt zur programmatischen Grundlage der Wiener Stadterneuerung. Wohnhäuser sollten saniert werden – leistbar und unter Einbeziehung der Bewohner:innen, Wohnumfeld und öffentliche Räume sollten attraktiver gestaltet werden – ebenfalls mit Partizipation der Menschen im Stadtteil und mit Blick auf deren Bedürfnisse. Eine zentrale Rolle kam dabei den Gebietsbetreuungen zu, die als lokale Akteur:innen vor Ort Kommunikation und Partizipation intiierten und begleiteten. Vielfach waren es neben baulichen, auch architektonisch weniger sichtbare „softe“ Interventionen der Prozessgestaltung, die bei der Arbeit der Gebietsbetreuungen von wesentlicher Bedeutung waren. 

Knapp 50 Jahre nach Beginn der „Sanften Stadterneuerung“ nehmen wir im Rahmen der Lehrveranstaltung das programmatische Konzept und seine Praxis – von seiner Entstehungsgeschichte bis heute – genauer unter die Lupe. Anhand konkreter Fallbeispiele werden verschiedene Schwerpunkte in der Entwicklung der Beteiligungsarbeit im Rahmen der Gebietsbetreuung Stadterneuerung mittels visueller und narrativer Methoden recherchiert und analysiert. Indem auch historische Beispiele der Stadterneuerung beforscht werden, kann auf deren weitere Entwicklung im Laufe der Zeit geschaut werden. „Hausbiographien“ machen die Veränderungsprozesse von historischen Wohnhäusern sichtbar, „Grätzel- oder Quartiersbiographien“ zeichnen die Entwicklung von Stadtteilen, Wohnumfeld und öffentlichen Räumen nach.

So wird der Blick auf Prozesse, Akteur*innen, räumliche Transformationen und gesetzte Interventionen der Kommunikation und Partizipation geschärft. Abschließend wird die Relevanz der analyisierten Handlungsansätze für den aktuellen Kontext und Diskurs der Wiener Stadtentwicklung diskutiert und gefragt, wie die Narrative rund um die Biographien der betrachteten Orte in die Zukunft fortgeschrieben werden könnten.

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit dem Research Center for New Social Housing (Judith M. Lehner) sowie mit dem FOB Wohnbau und Entwerfen Workshop „SOFT – Drawing Housing Biographies“ (Bernadette Krejs) mit Studierenden der Architektur statt.